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'Er war ja ein Gestirn, Meteor stieß er von sich!'

Eine Lesung aus Else Lasker-Schülers 'Peter-Hille-Buch, CD, Live! auf dem Kulturgut 13

Erschienen am 21.08.2012
Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783895289392
Sprache: Deutsch
Umfang: 60 Min.
Einband: Jewelcase (für CD/CD-ROM/DVD)

Beschreibung

Sprecher: Therese Berger, Peter Schütze Aufnahme: Liverecording & Audiorestauration Tesch Textauswahl: Michael Kienecker Idee und Herausgabe: Walter Gödden Mitschnitt einer Lesung vom 23. Februar 2012 auf dem Kulturgut Haus Nottbeck / Museum für Westfälische Literatur, Oelde-Stromberg. Bei diesem Live-Mitschnitt handelt es sich um die erste, stark gekürzte Hör-Bearbeitung des "Peter-Hille"-Buchs von Else Lasker-Schüler. Die Texte der Autorin wurden ergänzt um Texte Hilles, um auch in dessen Literatur- und Gedankenwelt einzuführen. Ein poetischer Rarissmus Es gibt poetische Bücher, hochpoetische Bücher und es gibt dieses eine Buch, Else Lasker-Schülers "Peter-Hille-Buch" - ein Solitär, ein poetisches Rarissimum, ja, wenn man so will, ein poetisches Manifest. Aber der Reihe nach. Wir befinden uns in Berlin um 1900. Und begegnen: ihm - dem Erzpoeten mit Rauschebart, Peter Hille. Und ihr - der orientalischen Prinzessin, in bunte Gewänder gehüllt, tänzelnd, flötespielend. Auch sie eine Person, wie aus dem Märchenbuch herausgepurzelt. Beide sind Stadtgespräch - Freaks, würde man heute vielleicht sagen. Man sieht sie in Cafes, in literarischen Gesellschaften, in den Cabarets, die damals in Berlin wie Pilze aus dem Boden schossen. Er, Hille, Dichterkrösus im Gewande eines Bettlers. Das Abbild eines "armen Poeten" schlechthin. Unterordnung? Kompromisse? Ein geregelter Beruf? Damit hat er schon in jungen Jahren abgeschlossen. Er lebt in den Tag hinein, oft dem Hungertod nahe, schreibt und schreibt und schreibt - seine Texte schleppt er in Säcken mit sich herum, die er gelegentlich bei Mietern für säumige Zahlungen zurücklässt - und nie abholt. Sie, Else Lasker-Schüler, 15 Jahre jünger, Tochter aus gutem, aus bestem Hause. Ihr Vater ist Privatbankier. Ihre jüdische Herkunft prägt ihre spätere Biografie, ihre Lebens-, aber auch ihre Leidensgeschichte, ihre spätere Flucht nach Palästina. Als sie nach Berlin kommt, ist sie 25 Jahre alt. Ihre Ehe mit Berthold Lasker gerät mehr und mehr aus dem Takt. 1903, nach Jahren der Entfremdung, kommt es zur Scheidung. Sie hatte zu diesem Zeitpunkt längst begonnen, eine selbständige Existenz zu führen. Eine Künstlerexistenz. Besondere Kennzeichen: Ungestümer Drang, unbeirrbarer Behauptungswille. Peter Hille kam da wie gerufen. Er wird ihr Mentor. Unter seinem Einfluss findet Lasker-Schüler von der Malerei zur Literatur. Wie oft laufen sich beide über den Weg? Der überlieferte Briefwechsel - rhapsodische Notizen, für Außenstehende kaum verständlich - setzt erst Jahre nach der Bekanntschaft ein. Warum schreiben, wenn man sich häufig sieht? Und das scheint der Fall gewesen zu sein. Hille wird als " Flügeladjutant" Else Lasker- Schülers beschrieben. Else LaskerSchüler ist von Peter Hille fasziniert. Von seinem Bücherwissen, das alle Kulturen umspannt. Von seiner Toleranz gegenüber den Religionen, gegenüber dem Judentum. Seiner Geistes und Gemütstiefe. Ist vor allem aber fasziniert von der Radikalität, mit der er sein Künstlertum definiert. Hille wird ihr uneingeschränktes Vorbild. Auch Else LaskerSchüler beginnt, ihr Künstlertum immer radikaler aufzufassen. Als LaskerSchülers frühe Lyrik in Künstlerkreisen auf Missachtung stößt, ist es Hille, der zu ihr hält. Ihrer ersten Gedichtausgabe "Styx" (1901) steuert er ein enthusiastisches Vorwort bei. Gemeinsam mit Freunden gründen beide ein "Cabaret für Höhenkunst", das jedoch kläglich scheitert. Dem "Cabaret zum Peter Hille" (1902) ist hingegen ein kurioser Erfolg beschieden. LaskerSchüler tritt hier mit eigenen Gedichten auf und übernimmt bei Abwesenheit Hilles sogar die Moderation. Ihre ersten ProsaVeröffentlichungen 1903 im "Berliner Tageblatt" umkreisen nur ein Thema ihre Begegnungen mit Hille. Man schrieb sich damals häufig, aber, siehe oben, meist in Stenomanier. Einige Briefe sind ausführlicher. Und wenn es in einem Schreiben Else Lasker-Schülers aus dem Herbst 1902 heißt: "Du mein Meister von Palmyr